Kurzmeinung: Ehrlich? Ein Geschichtsbuch hätte mir bessere Dienste geleistet. Aber wenn es den Isländern gefällt - wer bin ich, daran herumzumeckern? "Versöhnung und Groll" erhielt den isländischen Literaturpreis.
„Versöhnung und Groll“ ist der zweite Band einer kurzen Islandsaga von anno dunnemal, Mitte 13. Jahrhundert, sagt der Klappentext und ohne Klappentext hätte ich es nicht gewusst. Man hätte sich am Norwegerkönig orientieren können. Aber norwegische Geschichte stand nicht auf meinem Stundenplan.
Ohne den Vorgänger „Feindesland“ zu kennen, schwimmt man als Leser in der großen weiten kalten See isländischer Hartschädel und Vorkommnissen verloren herum. Zwar werden die Vorgänge in Band 1 durchaus erwähnt, man hat aber keine Vorstellung davon, warum sich die Isländer die Köpfe einhauen und reichlich Blut verspritzen. Überhaupt bekommt man den Eindruck, dass in Vorzeiten die isländischen Führer äußerst impulsiv handelten, wenn nicht kopflos. Schau ich in der Jetztzeit nach Westen (USA), siehts dort allerdings nicht anders aus (Juli 2024). Man könnte also sagen, der Roman sei zeitlos. Der Mensch ist, was er ist: dumm, unbesonnen und narzistisch, (dies gilt besonders für den männlichen Teil der Menschheit).
Davon abgesehen ist die Art und Weise wie der Autor, Einar Kárason, die Frühzeit isländischer Geschichte präsentiert, kurzweilig. Kurze Kapitel geben Einblick in die Innenwelt der Beteiligten. Isländische Namen sind freilich nicht angenehm zu lesen und der Autor betreibt aufwendiges Namedropping. Außerdem ist es mir schwergefallen zu unterscheiden, wann der Autor ironisch sein wollte (immer?) und wann etwas ernst gemeint war (nie?).
Um einen Einblick in Islands Frühgeschichte zu bekommen ist „Versöhnung und Groll“ nicht unbedingt geeignet. Wahrscheinlich weiß man kaum etwas darüber. Es geht irgendwie um Norwegen und die Kirche, um Unabhängigkeit und Macht und um Beleidigtsein, also um Ehre. Männerzeug. Am Schluss sind alle tot und man sinnt auf Rache. Wie immer.
Fazit: Ich hoffe, die Isländer können sich mit ihrer blutigen Geschichte irgendwie arrangieren und versöhnen, ich kanns nicht. Krieg per se ist idiotisch. Ihn zu glorifizieren in Romanen oder zu verharmlosen - ist es auch.
Kategorie: SubLeiche. Historischer Roman
Verlag, btb 2008
Isländische Frühgeschichte
Kurzmeinung: Ehrlich? Ein Geschichtsbuch hätte mir bessere Dienste geleistet. Aber wenn es den Isländern gefällt - wer bin ich, daran herumzumeckern? "Versöhnung und Groll" erhielt den isländischen Literaturpreis.
„Versöhnung und Groll“ ist der zweite Band einer kurzen Islandsaga von anno dunnemal, Mitte 13. Jahrhundert, sagt der Klappentext und ohne Klappentext hätte ich es nicht gewusst. Man hätte sich am Norwegerkönig orientieren können. Aber norwegische Geschichte stand nicht auf meinem Stundenplan.
Ohne den Vorgänger „Feindesland“ zu kennen, schwimmt man als Leser in der großen weiten kalten See isländischer Hartschädel und Vorkommnissen verloren herum. Zwar werden die Vorgänge in Band 1 durchaus erwähnt, man hat aber keine Vorstellung davon, warum sich die Isländer die Köpfe einhauen und reichlich Blut verspritzen. Überhaupt bekommt man den Eindruck, dass in Vorzeiten die isländischen Führer äußerst impulsiv handelten, wenn nicht kopflos. Schau ich in der Jetztzeit nach Westen (USA), siehts dort allerdings nicht anders aus (Juli 2024). Man könnte also sagen, der Roman sei zeitlos. Der Mensch ist, was er ist: dumm, unbesonnen und narzistisch, (dies gilt besonders für den männlichen Teil der Menschheit).
Davon abgesehen ist die Art und Weise wie der Autor, Einar Kárason, die Frühzeit isländischer Geschichte präsentiert, kurzweilig. Kurze Kapitel geben Einblick in die Innenwelt der Beteiligten. Isländische Namen sind freilich nicht angenehm zu lesen und der Autor betreibt aufwendiges Namedropping. Außerdem ist es mir schwergefallen zu unterscheiden, wann der Autor ironisch sein wollte (immer?) und wann etwas ernst gemeint war (nie?).
Um einen Einblick in Islands Frühgeschichte zu bekommen ist „Versöhnung und Groll“ nicht unbedingt geeignet. Wahrscheinlich weiß man kaum etwas darüber. Es geht irgendwie um Norwegen und die Kirche, um Unabhängigkeit und Macht und um Beleidigtsein, also um Ehre. Männerzeug. Am Schluss sind alle tot und man sinnt auf Rache. Wie immer.
Fazit: Ich hoffe, die Isländer können sich mit ihrer blutigen Geschichte irgendwie arrangieren und versöhnen, ich kanns nicht. Krieg per se ist idiotisch. Ihn zu glorifizieren in Romanen oder zu verharmlosen - ist es auch.
Kategorie: SubLeiche. Historischer Roman
Verlag, btb 2008